Unterwegs auf der „St. Oswald-Bach Alpinrunde“ … vorbei an Hundsfeld, Lindwurm und Co.
Pünktlich um 9:30 Uhr steigen wir beim Startplatz der 16. Alpe Adria Trail Etappe aus dem Wanderbus aus. Als ich dort am Infopoint für Weitwanderer stehe, muss ich daran denken, wie es wohl wäre, jetzt selbst auf dem Weg vom Großglockner bis ans Meer zu sein. Ich habe in den letzten Jahren viele Alpe Adria Trailer getroffen, und immer haben sie mir begeistert von ihren Eindrücken und Erfahrungen erzählt. Sie strahlten dabei stets eine gewisse innere Ruhe aus, eine Art von Gelassenheit, wie man sie vielleicht nur bekommt, wenn man sich auf einem Weitwanderweg befindet.
Unsere heutige Wanderung führt uns entlang der „St. Oswald-Bach Alpinrunde“. Schon der Name „Alpinrunde“ sorgt für Spannung, es geht hinauf ins Hochgebirge. Ein Blick in die Wanderkarte verrät mir, dass wir den Steinnock Gipfel erklimmen werden – also Pause ganz oben, nur Himmel über mir und beim Blick hinunter das ganze St. Oswalder Tal zu meinen Füßen. Meine Vorfreude steigt …
Schließlich brechen wir auf. Gleich zu Beginn geht es bergauf. Auf dieser Höhenlage durchwandern wir noch das Waldgebiet mit zahlreichen Lichtungen, die unsere ersten Anstrengungen immer wieder mit schönen Ausblicken auf die in der Ferne lockenden Gipfel belohnen. Unsere Wanderführerin nimmt gleich vorweg, dass es im ersten Teil der „St. Oswald-Bach Alpinrunde“ eine stetige Steigung geben werde. Es gilt also, langsam und gleichmäßig zu gehen. Wer es bis ganz oben hinaufschaffen möchte, muss sich seine Kräfte eben schon unten einteilen … alte Bergsteigerweisheit ;-).
Mit unserer heutigen Wanderung folgen wir einem der behutsam gestalteten Premium Wanderwege. Ich bin schon neugierig darauf, ob dieser Weg auch hält, was er verspricht: Sicherheit am Berg dank lückenloser Beschilderung und eine abwechslungsreiche Routenführung, die mir die Besonderheiten des Nockgebietes näherbringt.
Stets erblicke ich in der Ferne einen jener schlichten, hölzernen Wegweiser, blau markiert und mit Richtungspfeil, der mich wissen lässt, wie es weitergeht. Dieses Gefühl von Geborgenheit ist am Berg unbezahlbar. Und da ich nun nicht mehr ständig die Wanderkarte zur Hand nehmen muss, um die Routenführung zu studieren, bleibt mehr Zeit zum Genießen der Natur.
Immer wieder legen wir kürzere Verschnaufpausen ein, um das wundervolle Panorama der sanften Nocken auf uns wirken zu lassen. Auf der Hundsfeldscharte, dem steilsten Stück unserer Wanderung, wird uns der doch recht fordernde Aufstieg durch ein Bächlein versüßt, dessen Quellwasser uns wieder mit neuen Kräften versorgt und bei dem sich unsere Füße im kalten Wasser regenerieren können. Jetzt heißt es durchhalten und sich Schritt für Schritt dem Gipfel nähern. Je weiter wir nach oben kommen, desto weitläufiger werden die Ausblicke, die sich uns auf die umliegende Bergwelt eröffnen. Mit ihren langgezogenen, harmonisch geschwungenen Konturen und ihren braungrünen Schattierungen, die im wechselnden Licht der Sonne immer wieder ihr Farbenspiel verändern, erwachen die Kirchheimer Nockberge zum Leben. Jeder Blick offenbart ein weiteres besonderes Detail.
Unsere erste richtige Pause machen wir auf dem Alpe Adria Trail Magic Point Hundsfeldscharte. Der Aufstieg ist geschafft! Wir setzen uns auf die drei riesigen runden Plattformen am Boden, gestaltet aus heimischem Lärchenholz und verziert mit dem Symbol der geschützten Speikpflanze, jener wohltuenden alpinen Baldrianart, die nur hier in den Nockbergen wächst. Auch das macht ein Bergerlebnis aus: nur sitzen und schauen, ein wenig müde und doch ganz leicht im Herzen.
Aber noch sind wir nicht angekommen am Steinnock Gipfel. Wir folgen jetzt dem Gratweg, der uns bis zum Gipfelkreuz führt. Auf diesem Routenabschnitt erlebe ich eine neue Qualität des Wanderns. Mit etwas entspannterem Schritt, weil es nicht mehr steil bergauf geht, genieße ich den wunderschönen Weitblick, bis es schließlich eindrucksvoll vor mir steht: das Gipfelkreuz! Auch wenn beim Wandern immer der Weg das Ziel ist, so verspüre ich doch eine gewisse Freude darüber, ganz oben angekommen zu sein. Wir machen noch einmal Rast, verewigen uns im Gipfelbuch und halten mit einem Erinnerungsfoto diesen besonderen Moment der Gemeinsamkeit fest.
Von nun an geht es bergab, in Richtung Klomnock und Scharte. Am Weg hinunter begegnen wir noch einem „märchenhaften“ Geschenk der Natur: dem „Kirchheimer Lindwurm“, einer Felsenformation, die einem riesigen Drachen ähnelt, der es sich im Schutze der Nockberge bequem gemacht zu haben scheint. Was für ein Spaß, den schmalen Almweg hinunterzugehen, der links und rechts von Almrausch gesäumt ist! Sich in knietief rot blühenden Sträuchern den Weg zu bahnen, weckt Kindheitserinnerungen an frühere Wanderungen mit meinen Eltern.
Rechtzeitig zum ersten Knurren in meiner Magengegend treffen wir bei der Lärchenhütte ein. Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt hier einkehren! Wirtin Heidi verwöhnt uns mit Köstlichkeiten aus der eigenen Landwirtschaft. Speckbrot, Kaiserschmarrn, Schweinsbraten, Kaspressknödelsuppe und Schinkenbrot mit Kren. So werden wir kulinarisch reichlich belohnt für die gewanderten Kilometer.
Mit einem Wohlgefühl in Herz und Bauch steige ich schließlich wieder in den Wanderbus ein, der uns von der Lärchenhütte zurück nach Hause bringt.